„Wegschauen – Nein, Danke!“: So war die Nacht der Jugend in Delmenhorst

Eine Frau und ein Mann stehen vor einer Pinwand
Julia Zylla und Respekt Coach Oliver Hoyer vom JMD Delmenhorst sind schon seit vielen Jahren bei der Nacht der Jugend anzutreffen. © JMD Delmenhorst

Im niedersächsischen Delmenhorst kennt man sie schon gut. Alle zwei Jahre findet hier die Nacht der Jugend statt. Eine Veranstaltung, die der Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 gedenkt und an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert. Die Nacht der Jugend steht aber noch für Vieles mehr: Sie ist Symbol für soziale Verantwortung, Respekt und Toleranz sowie für gelebte Demokratie.

Respekt Coach Oliver Hoyer vom JMD Delmenhorst ist schon lange mit dabei, war die letzten Jahre mit Infoständen vertreten und ist mit Kindern und Jugendlichen, aber auch Abgeordneten ins Gespräch gekommen. Am 7. Juni 2024 war das Programm Respekt Coaches des örtlichen JMD (Diakonisches Werk Delmenhorst/Oldenburg-Land e. V.) nun zum ersten Mal Ausrichter der Veranstaltung, die diesmal in den Räumlichkeiten der VHS und der Turbinenhalle stattfand. Die Schirmherrschaft übernahm wie in den vergangenen Jahren die Oberbürgermeisterin Petra Gerlach.

Intensive Beteiligung der Jugendlichen

Die Vorbereitung der Nacht der Jugend war eine gemeinsame Anstrengung von zahlreichen Schüler*innen, Respekt Coach Oliver Hoyer und Marlies Lüdeke vom städtischen Fachdienst Jugendarbeit. Aus zehn gemeinsam gesammelten Vorschlägen konnten die Jugendhäuser der Stadt Delmenhorst ihren Favoriten für das diesjährige Motto wählen. Das Motto „Wegschauen – Nein, Danke!“ erhielt mit Abstand die meisten Stimmen. So sollte der Tag auch dazu aufrufen, bei Hass oder Diskriminierung nicht zu schweigen, sondern einzustehen und laut zu werden für eine menschenfreundliche Gesellschaft.

Plakat - Nacht der Jugend
Junge Menschen waren nicht nur inhaltlich in die Nacht der Jugend involviert, sie beteiligten sich auch bei der Wahl des Mottos und der Gestaltung der Veranstaltungs-Postkarte. © JMD Delmenhorst

„Die Nacht der Jugend ist eine Veranstaltung von Jugendlichen für Jugendliche“, erklärt Marlies Lüdeke. Teilnehmen konnten junge Menschen ab 12 Jahren, Gruppen und Einrichtungen mit eigenen zum Thema passenden Beiträgen. Am Ende präsentierten sich 36 Gruppen mit kreativen Aktionen, Infoständen oder Performances auf der Bühne.

Vom virtuellen Anne-Frank-Haus bis zum Zivilcourage-Comic

So sang der Chor des Willms-Gymnasiums von der Wichtigkeit der Gemeinschaft, von Freundschaft und von einem ersehnten Frieden. Die Ortsgruppe der internationalen Kinderrechtsorganisation terre des hommes e. V. machte anschaulich auf junge Aktivist*innen aufmerksam, die sich weltweit trotz vieler Beschränkungen und Widerstände für die Umwelt einsetzen. Und junge Menschen vom Jugendhaus Hasport, die sich in Vorbereitung auf die Veranstaltung künstlerisch mit dem Thema Zivilcourage auseinandergesetzt hatten, präsentierten ihren selbsterstellten Comic.

Am Respekt-Coaches-Stand konnten Besuchende unter anderem bei einem Quiz zu Anne Frank ihr Wissen prüfen. Gleich nebenan, am Stand der Volkshochschule, konnten sie mithilfe von Virtual-Reality-Brillen eine Reise in das Hinterhaus in Amsterdam machen, in dem sich Anne Frank während der Zeit des Nationalsozialismus versteckte. Am Stand von „Demokratie leben!“ und dem Kommunalen Präventionsrat der Stadt Delmenhorst wiederum hatten Besuchende die Möglichkeit, das Anne-Frank-Haus mittels eines Modellbaubogens nachzubauen. Zwei Jugendliche waren davon so begeistert, dass sie das Haus innerhalb von anderthalb Stunden zusammenbastelten.

Ein Chor steht auf einer Bühne
„Freedom is coming“ und „You’ve got a friend“ sang der Willms-Chor auf der Bühne in der Turbinenhalle. © JMD Delmenhorst

Von der Vergangenheit lernen und die Zukunft mitgestalten

Respekt Coach Oliver Hoyer empfindet die Nacht der Jugend als eine sehr wichtige Veranstaltung. Sie gebe jungen Menschen eine Bühne für kreative Beiträge und schaffe einen Rahmen, in dem sie sich austauschen und vernetzen können. Wichtig war ihm, dass der Bogen zwischen dem Erinnern an die schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit und dem aktiven Eintreten für eine bunte Zukunft gespannt wird. Er rief daher zur Eröffnung der Veranstaltung die jungen (Erst-)Wählenden zur Teilnahme an der bevorstehenden Europawahl auf.

Über die Positionen der antretenden Parteien konnten sich die Besuchenden im Laufe der Veranstaltung noch ausgiebig informieren. So lud zum Beispiel eine Vertreterin der niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung an mehreren Stellwänden dazu ein, über die Thesen des Wahl-O-Mat abzustimmen, Meinungen auszutauschen und zu diskutieren.

Vor und hinter der Kamera – Jugendliche übertragen live

Rund 600 Besuchende zählte die Nacht der Jugend 2024. „Manchmal konnten sich die jungen Besucher*innen nicht entscheiden, wo sie hingehen. Waren an einem Stand viele Menschen, zogen sie weiter und schauten später noch einmal vorbei. Dann musste es schnell ins Turbinenhaus gehen, denn da war ein Live-Rap-Act angekündigt, aber dann sollte es noch zum Stand mit dem Greenscreen gehen“, gibt Oliver Hoyer einen Eindruck von dem lebhaften Abend.

Der besagte Greenscreen war ein Mitmachangebot der Stadtbücherei Delmenhorst. Dort konnten die Besuchenden sich ein Motiv auswählen, zum Beispiel zu Europa, und  vor dem Greenscreen eine Pose dazu machen. Das Foto wurde dann nach ihren Wünschen bearbeitet und vor Ort ausgedruckt.

Begleitet wurde die Nacht der Jugend vom Jugendmedienverein „E.L.F. – Erstes Lesumer Fernsehen e.V.“ und dem Kinder- und Jugendparlament Delmenhorst. Denn in Zusammenarbeit stellten die beiden Gruppen einen aufwendigen Livestream auf die Beine, moderierten durch die Veranstaltung, führten Interviews mit Schüler*innen, Organisator*innen und der Oberbürgermeisterin, und gaben Einblicke in Infostände und Bühnenprogramm – ganz sicher ein Highlight der diesjährigen Nacht der Jugend.

Ein Beitrag von: JMD Delmenhorst / Servicebüro Jugendmigrationsdienste