Herrliches Wetter, die Sommerferien in Sichtweite und die Zeugnisse fast schon in der Tasche: Für die jungen Menschen der Metallbau-Klasse gab es eigentlich keinen zwingenden Grund, an diesem Tag noch einmal ins Thomas-Eßer-Berufskolleg in Euskirchen zu kommen. Und doch kreuzten zum Erstaunen ihrer Lehrkräfte immerhin ein Dutzend von ihnen auf, um im Rahmen eines Projekttages beim Mo:Lab mitzumachen. So heißt das Konzept, mit dem Mo Asumang und ihr Kollege Frank Labitzke die Dialogfähigkeit von Menschen stärken wollen – und damit letztlich auch die Demokratie.
Morddrohung als Auslöser für das Engagement
„Wir bringen Menschen Dialog bei – miteinander zu sprechen, auch in schwierigen Situationen“, erläuterte Mo Asumang ihre Mission. Das sei sehr wichtig, „damit die Gesellschaft nicht immer weiter auseinanderdriftet.“ Und damit sprach sie ein Thema an, für das das Bundesprogramm Respekt Coaches wie geschaffen ist. Das hat auch die beiden Respekt Coaches Annika Schmidt und Stephanie Verholen vom Jugendmigrationsdienst Euskirchen (Katholische Jugendagentur Bonn) bewogen, das Mo:Lab an ihre Kooperationsschule zu holen. „Wir beobachten im Schulalltag häufig, dass sich die Fronten zwischen den Schüler*innen immer weiter verhärten“, berichten die beiden JMD-Mitarbeitenden. „Wir wollten deshalb ein Angebot an die Schule holen, das einen demokratischen Dialog fördert.“
Grundlage des Workshops ist Mo Asumangs Dokumentarfilm „Die Arier“. Warum hatte sie sich das überhaupt angetan, mit Leuten zu sprechen, die vor allem auf BIPOC (Black, Indigenous and People of Color) herabblicken? Auslöser sei die Morddrohung einer Neonazi-Band gegen sie gewesen, berichtete Mo Asumang den jungen Leuten. Danach habe sie sich zunächst versteckt, „aber je mehr man sich versteckt, desto schlimmer wird es.“ Deshalb macht sie sich auf den Weg und den sieht sie darin, „kleine Schritte zu gehen, um sich stärker zu fühlen.“
Am Anfang des Projettages stand eine Kurzfassung von „Die Arier“, die sich die jungen Teilnehmenden anschauten. Nach einer Diskussion über den Film berichtete Mo Asumang von ihren eigenen Erfahrungen mit dem Thema Rassismus, den wiederkehrenden Anfeindungen. In den Gesprächen mit den Jugendlichen wurde klar, dass auch diese sich in verschiedenen Situationen aus unterschiedlichen Gründen angegriffen fühlen und keine adäquate Reaktion darauf wissen. „Ich steck es weg und fertig“, sagte einer von ihnen lapidar.
Dialog kann Konflikte entschärfen
Dass es auch bessere Methoden gibt, mit schwierigen Situationen umzugehen, brachten Mo Asumang und Frank Labitzke den jungen Menschen in den folgenden Stunden näher. Im Gespräch, aber auch mit ganz konkreten körperlichen Übungen. Die Botschaft dabei war immer wieder: Wenn dich jemand verbal attackiert, dann schlage nicht verbal (oder gar körperlich) zurück – sondern versuche, in den Dialog mit dem Gegenüber zu kommen.
In Partnerübungen wurde ausprobiert, wie man ein aggressives, attackierendes Gegenüber ins Leere laufen lässt und dann einen Dialog aufbaut: etwa, indem man die verbalen Vorwürfe hinterfragt.
Dass nicht immer ein Gespräch entstehen kann, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen, räumten die Coaches von Mo:Lab ein. Sie empfahlen: „Setze ein Stoppschild, wenn wirklich kein Dialog möglich ist.“ Generell sei es wichtig, zu signalisieren, wenn man etwas nicht möchte: „Sorgt dafür, dass eure Grenzen respektiert werden“, appellierte Frank Labitzke an die Jugendlichen.
Strategien helfen auch im privaten Umfeld
Im Vordergrund des Projekttages stand aber immer die Überzeugung, durch die Bereitschaft zum Dialog etwas verändern zu können. „Ich glaube, dass die Menschen nur dann etwas lernen, wenn du es ihnen vorlebst. Die Veränderung bist du“, lauteten die eindringlichen Worte Mo Asumangs an die Workshop-Teilnehmenden.
Eigentlich hatte der Workshop das Ziel, Schüler*innen zu Dialog-Botschafter:innen auszubilden, die das Gelernte dann an die anderen Jugendlichen der Schule weitergeben. In Euskirchen war die Ausgangslage etwas anders, weil die beteiligten jungen Menschen bald darauf die Schule verlassen sollten.
Text: Servicebüro Jugendmigrationsdienste